|
<<
^
>>
Date: 2001-02-17
DE: Anonymes Surfen staatlich gefoedert
-.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
"Auch der Bundesnachrichtendienst hat sich schon für unser
Projekt interessiert", heißt es aus dem
Bundeswirtschaftsministerium. Tatsächlich stoßen
Anonymisierungsdienste nicht nur auf das rege Interesse
privater Internetnutzer, sondern auch von Geheimdiensten.
Während die Bundesregierung nun die Entwicklung eines
dezentralen Anonymisierdienstes mit einigen hunderttausend
Mark fördert, läßt sich der US-Geheimdienst CIA über eine
Venture-Kapital-Firma den Anonymisierungsdienst Safeweb
auf seine Bedürfnisse zu schneidern.
-.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
Das Bundeswirtschaftsministerium fördert auf drei Jahre die
Entwicklung eines Anonymitätsdienstes. Das Projekt
"AN.ON Anonymität im Internet" von der TU Dresden und
dem unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz
Schleswig-Holstein will einen Dienst entwickeln, dessen
Basis auf vielen unabhängigen Netzknoten, so genannten
Mix-Proxies beruht, über die die Internet-Kommunikation
verschlüsselt abläuft. Nicht nur Geheimdienste, selbst die
Provider können so nicht herausfinden, wer was im Internet
macht.
Jeder Nutzer kann selbst einen Mix-Proxy betreiben, wenn er
über eine entsprechend breite Internet-Anbindung verfügt. Die
im Projekt entwickelte Software soll künftig als Open-Source
allen Nutzern offengelegt und frei zugänglich gemacht
werden.
...
Das Bundeswirtschaftsministerium will vor allem, dass die
bisherigen Hemmnisse für den E-Commerce abgebaut
werden. Die Verbraucher sollen sich darauf verlassen
können, dass sie beim Online-Shopping nicht automatisch
eine breite Datenspur erzeugen.
...
Für den schleswig-holsteinischen Datenschützer Helmut
Bäumler ist klar:
"Das Recht auf Anonymität im Internet, das im
Teledienstedatenschutzgesetz garantiert ist, muss endlich
effektiv durchgesetzt werden."
...
Der vom britischen Datenschutz-Guru Simon Davis
empfohlene Anonymisierdienst www.safeweb.com ging, wie
das Wall Street Journal jetzt berichtete, eine
bemerkenswerte Allianz mit dem amerikanischen
Geheimdienst CIA ein. Vor zwei Jahren startete die Behörde
ihre eigene Venture-Kapital-Firma In-Q-Tel, um diese Art von
Anonymisierungsdiensten zu untersuchen. Nun will die CIA
Safeweb selbst benutzen, um die eigenen Bewegungen im
Internet zu verschleiern.
Für den 34-jährigen Chef von Safeweb, Stephen Hsu, ist es
"klar, dass wir einen Rückschlag von fünf Prozent unserer
paranoidesten Kunden hinnehmen müssen." Der Beitrag von
Safeweb bestünde jedoch nur darin, die Behörde mit einer
angepassten Software zu versorgen. Die CIA selbst habe
keinen Zugriff auf die Webcomputer der Firma oder auf die
Arbeitsweise der Software.
Die bei Safeweb benutzte Technologie heißt Triangle Boy.
Noch in diesem Monat soll sie im Web frei zur Verfügung
gestellt werden. Die CIA hingegen investiert über In-Q-Tel
nicht nur in eine aufpolierte Version der Software, sondern
auch in Aktienoptionen, falls Safeweb einmal an die Börse
gehen sollte. Weder die CIA noch Safeweb wollte finanzielle
Details veröffentlichen.
Mit Triangle Boy kann jeder PC in eine Art Web-Server
verwandelt werden. Damit können Nutzer jede Website
besuchen, ohne Spuren zu hinterlassen. Die Anfrage an die
Zielwebsite wird an die Website von Safeweb weitergeleitet,
die dann die Verbindung herstellt.
Die CIA könnte aber nicht nur ihre Surftouren im Internet
verschleiern, sondern auch sichere
Kommunikationsverbindungen für ihre Quellen herstellen,
damit diese vertraulich mit dem CIA-Hauptquartier
kommunizieren können. Erst letzte Woche teilte CIA-Direktor
George Tenet dem US-Senat mit, dass er "die moderne web-
basierte Technologie ohne Rücksicht auf sein Geschäft
anwenden" möchte. Die Safeweb-Technologie bietet sich
auch an, um Informationen unentdeckt in andere Länder
gelangen zu lassen. Genau diese Anwendungen hatte
Stephen Hsu im Kopf, als er im letzten Jahr die CIA
kontaktierte.
....
Man könnte nun darüber spekulieren, dass das wahre
Interesse der CIA darin bestünde, Triangle Boy zu knacken
und seinen Gebrauch in der Öffentlichkeit zu
kompromittieren. Immerhin erschweren solche Techniken
genauso wie kryptographische Methoden das eigentliche
Geschäft der Geheimdienste: die elektronische
Nachrichtenauswertung.
...
Volltext
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/4945/1.html
-.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
edited by Harkank
published on: 2001-02-17
comments to office@quintessenz.at
subscribe Newsletter
- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.- -.-. --.-
<<
^
>>
|
|
|
|